Vegane Weihnachten feiern, wie geht das? Essen Veganer:innen zu Weihnachten Braten? Wie wird vegan gebacken? Was geschenkt? Wie geht man mit der diskussionswütigen nicht-veganen Familie um? Darum und viel mehr geht es in meinem Beitrag über vegane Weihnachten und wie wir als Familie feiern.
Nachdem wir die Vorbereitungen für unseren veganen Adventkalender erfolgreich abgeschlossen haben, können wir uns nun der nächsten Frage widmen: wie feiern Veganer:innen eigentlich Weihnachten?
Vegane Weihnachten feiern- was gehört hier dazu?
Natürlich lassen sich auch Veganer:innen nicht nehmen Kekse zu backen, über Weihnachtsmenüs zu tüfteln, das Zusammenkommen mit der (nicht-veganen) Familie zu genießen oder zu überleben, zu schenken und beschenk zu werden sowie viele Traditionen… und Emotionen zu erleben.
Dann legen wir los, es gibt viel zu sagen!
Vegane Weihnachtskekse
Bei uns gibt und gab es alles – von selbst gemacht bis selbst gekauft!
Süßer, warmer Keksduft in der Luft ist natürlich besonders weihnachtlich, aber ich kann auch gut nachvollziehen, wenn man überhaupt keinen Bock auf selbermachen hat und ein paar Abkürzungen sucht, um schneller an die veganen Weihnachtskekse ranzukommen.
Ich hab jedenfalls für alles ein paar Empfehlungen!
1. Selber backen
Hier ist eine Liste meiner liebsten veganen Keksrezepte zum selber backen:
- Chocolate Chip Cookies (ich hab sie ohne Kokos gemacht und dafür vegane Minimarshmallow untergehoben – ein Traum!)
- Joghurtkipferl
- Oreo-Schokotrüffel (Oreos sind vegan, tatsächlich! Allerdings ist es das Rezept nicht, somit habe ich einfach einen veganen Frischkäse verwendet und Zartbitterkuvertüre. Die Trüffel sind tatsächlich hammermäßig geworden!)
- Peanut Butter Cups
- Schweineöhrchen
- Rosa-Braune Cremekekse
- Husarenkrapferl
- Vanillekipferl (die sind nur Alibihalber dabei, denn keiner macht bessere als meine Mama somit darf ich die ganz ohne Aufwand genießen)
Noch mehr grandiose Keksrezepte findet ihr hier, da ist bestimmt etwas dabei:
- Vegane Weihnachtsplätzchen von Zucker&Jagdwurst
- Weihnachten bei Veganpassion von Stina Spiegelberg
- „Weihnachtsbäckerei ohne Ei“ – Broschüre der Veganen Gesellschaft Österreich
- „Von Christstollen bis Zimtstern“ Vegane Weihnachtsbäckerei von Roland Rauter
2. Vegane Fertigteige & Teigmischungen
Wer lieber gerne nur ausstechen und verziehren möchte, der kann sich mit den fertigen veganen Teigen von Tante Fanny eindecken.
Es gibt auch vegane Backmischungeen von Biovegan, wie z.B. Vanillekipferl, Spekulatius oder Zimtsterne, bei denen man nur noch Margarine oder Pflanzenmilch beimengen muss und schon kann der Knetspaß losgehen.
3. Vegane Kekse kaufen in Wien
Was wenn man gar keine Zeit bzw. Lust auf Backen hat oder schon alles aufgegessen hat, bevor die Weihnachtszeit überhaupt losgeht? Oder es steht eine Firmenfeier an und ihr wollt euren veganen Kolleg:innen eine riesengroße Freude machen (und natürlich mitkosten)?
Hier könnt ihr in Wien köstliche, vegane Kekse fertig kaufen:
- NomNom hat Weihnachtskekse zum Bestellen & Abholen bzw. Liefern.
- Bäckerei Waldherr hat vegane Kekstassen im Shop im 1. Bezirk, am Naschmarkt oder bei denn’s.
- Simply Raw Bakery bietet rohköstliche Weihnachtskekse.
- Bei Omas Backstube gibt es viele Klassiker vegan interpretiert.
- Bei Zuckero können vegane Weihnachtskekse gekauft, bestellt und geliefert werden.
- Auch die Konditorei Bienchen hat vegane Weihnachtsbäckerei im Sortiment und ebenso vegane Marzipanfiguren.
- Bei Ausnahmsweise gibt es vegane, glutenfreie und sojafreie Weihnachtskekse.
- s’Kekserl ist zwar im Burgenland zu Hause, liefern ihre veganen X-Mas Boxen aber auch innerhalb Österreichs.
Vegane Weihnachtsmenüs
Ich mache es mir einfach! Bei uns gibt es jedes Jahr dasselbe Weihnachtsmenü. Wirklich, jedes Jahr. Wer braucht noch zusätzlichen Stress jedes Jahr ein neues Menü auszuprobieren? Niemand! (Außer es macht dir riesengroßen Spaß, dann ist natürlich alles erlaubt!)
Wir starten mit einem meiner wichtigsten Tipps für ein entspannten Weihnachtsabend bzw. -tag, zumindest was das Essen betrifft: so viel wie möglich am Tag davor vorbereiten, vorbereiten, vorbereiten.
Sucht euch Rezepte die ihr gut vorbereiten und aufwärmen könnt. Zudem halte ich das höher, weiter, schneller das man jedes Jahr beim Weihnachtsessen bringen will für vollkommen überbewertet.
Bei uns gibt es daher seit Jahren jedes Jahr dasselbe Weihnachtsmenü, das sich bis auf Kleinigkeiten wunderbar am Vortag vorbereiten lässt, das uns alles extrem gut schmeckt und von dem wir auch am nächsten Tag noch etwas haben.
Unser veganes Weihnachtsmenü – jedes Jahr!
Suppe
Maronicremesuppe mit Blätterteigstangerl
Hauptspeise
Festlicher Linsenbraten mit Kartoffelpürree & Kohlsprossen bzw. Erbsen
Dessert
Lebkuchenmousse au Chocolat auf Himbeerspiegel
Du suchst noch ein veganes Weihnachtsmenü?
Hier sind auch noch haufenweise vegane Rezeptinspiration von den Besten der Besten aus der Foodblogszene:
- Jörg & Nadine kreieren köstliche vegane Weihnachtsmenüs seit 2015. Ihr findet sie alle gesammelt im Weihnachtshighlight auf ihrem Blog Eat this!
- Isa & Julia von Zucker&Jagdwurst haben tonnenweise Rezepte zum Thema vegane Weihnachten. Gehören auch zu meinen Lieblingsfoodies in jeden Lebenslagen.
- Bianca Zapatka muss man eigentlich auch kennen und um diese Jahreszeit besonders ihre wunderschönen Rezepte für veganes Weihnachtsessen.
Vegane Weihnachtsgeschenke
Für die Kindergeschenke an unseren Sohn handhaben wir es so wie für seinen Geburtstag. Wir bereiten eine Liste mit passenden oder gewünschten Geschenkideen vor, aus denen sich die Verwandten je nach Budget und Geschmack etwas aussuchen.
So bleibt das Schenken zumindest etwas im Rahmen und wir können so auch etwaigen nicht-veganen Geschenken gut vorbeugen, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen oder es mit Bauchweh anzunehmen.
Mein Mann und ich hatten uns, als wir noch zu zweit waren, immer abwechselnd ein Jahr gegenseitig beschenkt und im darauffolgenden Jahr einen Geldbetrag gespendet. Hier haben wir für den anderen eine Organisation oder ein Projekt ausgesucht und den Betrag in seinem Namen gespendet. Hier findet ihr tolle Projekte im Sinne der Tiere die ich aufgelistet habe, falls jemand ähnliches geplant hat. Wir haben so auch letztes Jahr im Freundeskreis Engerl-Bengerl (Wichteln) gespielt, als wir unsere Weihnachtsfeier nur online abhalten konnten. Das war wirklich so schön. Zusätzlich schenken wir uns zusammen seit ein paar Jahren ein gemeinsames Jahresabo für die Wochenzeitung Falter.
Vegane Weihnachten feiern mit der nicht-veganen Familie
Gerade um die Feiertage ist die Anspannung groß, alles soll perfekt sein, jede:r bitte entspannt und fröhlich, verdammt!
Nachdem es bei Familienfeiern meist einen großen Fokus auf’s Essen gibt, an Weihnachten noch dazu verbunden mit vielen traditionell unveganen Gerichten und einer lang geplanten Menüfolge, die dann über den Haufen geworfen wird, wenn ein Familienmitglied drei Wochen vor dem 24.12. verkündet, ab sofort Veganerin zu sein (Sorry Mama!), ist der Trubel womöglich vorprogrammiert. Ich hatte damals Glück, denn meine Mama hat irgendwie ein fabulöses veganes Menü aus dem Ärmel geschüttelt und seitdem kommt die ganze Familie zum Genuss eines veganen Festmenüs.
Weil ich aber weiß, dass das in vielen Familien nicht so ist und es sehr persönlich werden kann, wenn man die Weihnachtsgans verschmäht oder Onkel Rudi zum hundersten Mal verkündet, dass du als Veganer seinem Essen das Essen wegfrisst, dann ist man gut beraten sich ein paar Strategien zurecht legen.
Meine Tipps
Es gibt natürlich kein Universalrezept wie man mit Konflikten innerhalb der Familie in Bezug auf die vegane Lebensweise umgeht. Hier sind aber ein paar Tipps bei denen ihr vielleicht etwas findet, wie ihr vegane Weihnachten mit der nicht-veganen Familie (schrittweise) umsetzen könnt:
Weihnachtsessen vorbesprechen
Das Weihnachtsessen im Vorfeld einige Woche davor besprechen und die Befindlichkeiten ansprechen (z.B. wenn ihr den Anblick einer Weihnachtsgans oder einem Fisch vor euch am Tisch nicht aushalten möchtet).
Vegane Gerichte mitbringen
Anbieten vegane Gerichte (für euch/für alle) mitzubringen.
Selbst Gastgeber:in sein
Zu euch einladen und für alle vegan kochen. (Hier rate ich nicht zu Fleischersatzprodukten zu greifen, sondern Gerichte zu kochen die sowieso meistens vegan oder leicht veganisierbar sind. Da kommt der Vergleich zum Fleisch dann nämlich nicht so leicht auf.)
Im (veganen) Restaurant feiern
Familienessen im Restaurant organisieren, wo es auch vegane Alternativen gibt.
Grenzen setzen
Vereinbaren, dass ihr bei der Familienfeier nicht über euer Vegansein sprechen möchtet, wenn es droht immer wieder zu eskalieren.
Nein sagen und Grenzen setzen, wenn man euch versucht zu überreden etwas zu kosten „was ihr ja immer so gern gehabt habt“ und bitten diese auch zu respektieren.
Bei Diskussionen Gegenfragen stellen
Mit Gegenfragen kommen. Da sind die Diskussionen auch meistens schnell beendet. Auf „Kriegt man da keine Mangelerscheinungen?“ antwortet man dann „Um welche Nährstoffe bist du denn besorgt?“ oder „Was konkret ist in Fleisch drin, was ich nicht auch anders zu mir nehmen kann?“
Später dazustoßen
Erst nach dem Essen zur Feier zu kommen.
Vergiss nicht, dass Essen ein sehr emotionales, kulturell geprägtes und komplexes Thema ist. Sehr oft kommt man mit rationalen Argumenten nicht weiter. Bleib bei dir und deiner Entscheidung, bitte um Respekt und Akzeptanz, reiche bei Interesse gerne Informationen und Rezepte nach. Alles Weitere ist weder dein Thema, noch deine Verantwortung.
Kommt der Weihnachtsmann, das Christkind, etc. eigentlich auch zu Veganer:innen?
Obwohl genau genommen, der Rentierschlitten nicht vegan ist, kommt zu uns der Weihnachtsmann und nicht das Christkind.
Es ist eine persönliche Präferenz, obwohl zu mir als Kind das Christkind kam. Für mich ist es zum einen die Ähnlichkeit des Weihnachtsmanns mit dem Nikolo bzw. heiligen St. Nikolaus den es ja tatsächlich gab, das Aufwachsen mit amerikanischen Weihnachtsfilmen und nicht zuletzt die Wurzeln nach Schweden woher meine Mutter und ihre Familie stammen und wo ebenfalls der Jultomte kommt. Ich habe hierzu einfach einen einen stärkeren Bezug als zu einem Engerl. Das ist im Übrigen auch etwas, das mich wahnsinnig nervt, wie verbissen man in Österreich darauf beharrt, dass zu uns das Christkind kommt und es bitteschön Adventkranz ohne s heißt! Österreich, der Nabel der Welt. Jo eh.
Obwohl ich meine Meinung über das Lügen unter gewissen Umständen als Survival Methode mit den Jahren ein bisschen geändert habe, tischen wir unserem Sohn willentlich keine Lügen oder Flunkereien auf. Die Weihnachtsfeierlichkeiten sind hier eine seltene Ausnahme. Es findet bis jetzt alles noch ziemlich subtil statt und es kamen noch nicht wirklich viele bohrende Fragen unseres Vierjährigen, aber sie werden kommen und wir werden den Zauber den ich als Kind so schön in Erinnerung hatte, auch für ihn leben lassen.
Wer sich ein paar tolle Inspirationen holen möchte, wie man das unter bedürfnisorientierten Umständen und nicht als Erziehungsmethoden à la „Warst du auch brav, sonst kommt das Christkind nicht?“ leben möchte, dem empfehle ich unbedingt in die Podcastfolge von Das gewünschteste Wunschkind reinzuhören:
Obwohl WIR Weihnachten feiern, tun das viele Menschen dieser Welt nicht. Auch das ist Teil unserer Tradition, über andere Traditionen zu sprechen und uns dafür zu interessieren.
Somit wünsche ich an dieser Stelle keine frohen Weihnachten, sondern schöne Feiertage jetzt oder demnächst. Mögen sie so sein wie ihr euch das für euch und eure Familie wünscht. Auf jeden Fall hoffe ich auf viele vegane Feierlichkeiten und somit friedlichere Zeiten für unsere Freunde, die zauberhaften Tiere. Bleib’ gesund!