Vegane Stillzeit – Meine Tipps für den Stillbeginn

„Es tut echt sauweh am Anfang, aber es lohnt sich durchzubeißen!“ Das waren ein paar der wahren Worte die ich über die anfängliche Stillzeit gehört und gelesen habe, bevor ich die Erfahrung selbst machen durfte. Echt? Es tut weh? In der Werbung sieht das doch immer total harmonisch aus, wenn die Mutter ihr Kind verliebt ansieht und ihm sanft über den Kopf streichelt, während das Baby genüsslich und ruhig vom Busen trinkt. In diesem Beitrag spreche ich über meine eigene Stillerfahrung und darüber worauf man als vegane Mutter achten sollte!

Was man als Mama-to-be noch nicht weiß bzw. nicht so gut erkennt – die Babys in der Werbung sind meistens bereits einige Monate alt und haben den Dreh raus wie man von der Brust trinkt. Richtig. Auch das weiß man oft nicht. Babys haben zwar einen angeborenen Saugreflex, aber wie man am besten trinkt müssen sie auch erst lernen. Sie benötigen viel Unterstützung von der Mama beim Köpfchen halten, andocken und auch angedockt bleiben, oft schlafen sie während des Trinkens gleich wieder ein und wachen hungrig, schreiend kurze Zeit später wieder auf. Von dem sieht man natürlich nichts in der Werbung und auch wenig in der Öffentlichkeit. Daher möchte ich anlässlich der gerade stattfindenden World Breastfeeding Week gerne meine Erfahrungen mit euch teilen, denn ich wusste nur wenig was genau beim Stillen auf mich zukommen wird.Ich wollte unbedingt stillen. Ich war und bin fest davon überzeugt, dass es das Beste ist was man seinem Kind bieten kann. Ich sah die vielen Vorteile des Stillens wie die direkte Möglichkeit die Muttermilch durch seine Ernährung zu beeinflussen, immer und überall perfekt temperiertes Essen mitzuhaben, gratis sozusagen, das spätere Allergierisiko zu senken, den Nestschutz, das große Bedürfnis an Hautkontakt und Nähe seines Babys damit zu stillen, in der Nacht liegend und dösend zu füttern und die Liste geht weiter. Worauf ich dachte vorbereitet zu sein: ich werde ständig stillen und es wird weh tun. Wie genau konnte ich mir nicht vorstellen aber man sagte mir nicht mal der Kontakt eines T-Shirts ist am Nippel auszuhalten. Dann kam der Oktober und siehe da, wer lief oben ohne durch die Wohnung? Ich. Es tat wirklich höllisch weh. Die Brustwarzen waren so empfindlich und unser Sohn hatte so einen starken Saugreflex (Stilltyp „Der gierige Baracuda“ wie ich bei einem Onlinetest herausfand), der alles noch viel schlimmer machte. Aber ich wollte es unbedingt schaffen und durchhalten. T-Shirt tragen tat weh, berühren tat weh, duschen tat weh, abtrocknen tat weh. Lediglich einen einzigen Still-Bh konnte ich auf der Haut ertragen (große Empfehlung). Da gab es Tage wo ich mich richtig davor fürchtete, wenn mein Baby wieder trinken wollte. Es flossen Tränen und es fielen auch die Worte „Ich kann und will nicht mehr!!“. Es gibt bestimmt einige Mütter, bei denen funktioniert das Stillen von Anfang an problemlos. Fakt ist aber, dass die meisten Schwierigkeiten haben und sich erst eingrooven müssen. Ich kann gut nachvollziehen, wenn man an dem Punkt ankommt wo man denkt es geht nicht mehr. Wo man den Hut drauf hauen will. Der Punkt kommt bei den meisten, auch bei mir. Whitney Port beschreibt es ziemlich treffend wie ich mich die ersten Tage und Wochen mit dem Stillen gefühlt habe:ßch bin allerdings nicht nur Mama, sondern auch Veganerin. Ich bin überzeugt davon, dass der Mensch Muttermilch von der Kuh genauso wenig wie Muttermilch vom Esel oder vom Gorilla zum Leben braucht. Meinem Baby Muttermilch einer anderen Spezies zu geben bevor ich alle anderen Möglichkeiten (Stillberatung, pflanzliche Säuglingsnahrung, Muttermilchspende) ausgeschöpft hatte, kam für mich absolut nicht in Frage. So habe ich mit der Unterstützung von lieben Freundinnen und zwei Stillberaterinnen die ersten Wochen durchgehalten und dann wurde das Stillen tatsächlich zum Spaziergang. Was mich anfänglich immens gestresst hat, da ich ständig, lange, unter Schmerzen und überall gestillt habe, wurde für mich plötzlich zum Rettungsanker. Aus „Oh Gott ich hoffe er wacht nicht auf und will trinken!“ wurde „Wenn alle Stricke reißen, dann stille ich ihn einfach!“ Ich dachte ich würde nur ungern in der Öffentlichkeit stillen und wenn nur mit Stillschal oder sonstigen Bedeckungen. Es war mir so was von egal. Ich habe zu Testzwecken das Baby einmal versucht unter einer Stoffwindel zu stillen. Es war so ein Herumgewusel bis der Fetzen einmal richtig saß, dass das ausgehungerte Kind zwischenzeitlich die gesamte Stadt zusammengebrüllt hat. Ich hatte dieses Schamgefühl also nur in meiner Theorie. In der Praxis stand das hungrige Kind im Mittelpunkt und der Rest war mir vollkommen egal. Außerdem warum sollte ich ein Zelt um mein essendes Kind aufbauen? Ich ziehe mir ja im Restaurant auch nicht den Mantel über den Kopf, wenn meine Pommes serviert werden. Ich habe einmal einen Artikel diesezüglich gelesen und stimme absolut damit überein, dass überall wo gegessen werden darf es auch in Ordnung sein muss sein Baby zu stillen. Den einzigen Nachteil am Stillen abgesehen von den anfänglichen Schmerzen empfinde ich an der Tatsache, dass man sich die Versorgung des Babys nicht mit seinem Partner aufteilen kann. Unser Sohn hatte immer schon sehr großen Hunger und das eine Hundertstelsekunde nach dem Wachwerden unter lautem Geschrei bekanntgegeben. Dementsprechend oft wollte er das erste halbe Jahr gestillt werden und meine Zeitfenster waren auch nicht besonders groß, um mal alleine frische Luft schnappen zu können. Aber kommt Zeit, kommt Me-Time und hier meine Tipps für das anfängliche Stillzeitsurvival:

Meine Tipps für den Stillbeginn

  • Stillvortrag VOR der Geburt besuchen

In Wien gibt es z.B. im Nanaya oder auch in der 7sternpraxis gute Vorträge bei der man sich schon mal das Wichtigste zum Thema anhören und auch ein paar Stillpositionen stressfrei üben kann.

  • Kontaktadresse einer Stillberatung notieren

Bereitet euch schon in der Schwangerschaft den Kontakt zu einer Stillberaterin vor, denn ihr habt in den ersten Tagen und Wochen keinen Kopf für große Recherchen. Verlasst euch nicht ausschließlich auf eure/eine Hebamme. Sie können euch im Wochenbett bei der Betreuung des Babys super unterstützen, allerdings sind Stillberaterinnen wirklich voll und ganz auf die Stillthematik und die damit verbundenen Herausforderungen und Probleme spezialisiert. Hier werdet ihr bei La Leche Liga, IBCLC oder ebenfalls über das Nanaya fündig.

  • Youtube-Videos ansehen

Ach was ich verzweifelt gegoogelt, in Foren und auf Youtube herumgesucht habe. Zu meinen Stillfragen fand ich diesen Kanal hier extrem hilfreich und ihre Stimme hat mich richtig hypnotisiert, haha!

  • Nicht verunsichern lassen

Ich hatte solche Angst davor nicht stillen zu können oder nicht genug Milch zu haben. Allerdings ist diese Angst beim Großteil der Frauen unbegründet, denn falsche/keine Unterstützung beim Stillen, Stress und Angst können den Milcheinschuss und den Beginn der Stillbeziehung unglaublich negativ beinflussen, dass man schnell in das nicht stillen können abdriftet. Da in vielen Krankenhäusern oft schnell Stress gemacht wird, wenn das Kind nicht genug zunimmt und ich auch Angst vor dieser Verunsicherung hatte, habe mich unter anderem auch deshalb für die ambulante Geburt entschieden. Zu Hause in einer möglich stressfreien Umgebung mit der Unterstützung meiner lieben Hebamme war der Milcheinschuss pünktlich da und das Stillen klappte zumindest mengenmäßig von Anfang an problemlos.

  • Stillgruppe besuchen

Mir wurde oft der Besuch einer Stillgruppe (z.B. im Nanaya) empfohlen. Wenn ihr euch regelmäßig mit Gleichgesinnten austauschen möchtet und dabei die Unterstützung einer Stillberaterin sucht, dann ist das ein super Tipp. Ich hätte es anfangs wo ich die Tipps dringend gebraucht habe noch nicht aus dem Haus geschafft. Ich habe mir eine Stillberaterin daher einfach nach Hause eingeladen.

  • Wunde Brustwarzen versorgen

Ich hatte immer die Melodie von Alicia Keys im Ohr. „These boobs are on fiiiiire!“ Was die Versorgung wunder Brustwarzen betrifft, habe ich vieles wenn nicht fast alles ausprobiert und der selbstgemachte Brustdonut hat mir dann geholfen, dass die wunden Nippel endlich in Frieden abheilen konnten.

  • Gut ernähren & viel trinken

Jetzt lachen wir, wenn wir daran zurückdenken, als mein Mann mir jeden Morgen meinen Rote-Rüben-Smoothie und mein Gurkenbrot ans Bett serviert hat. Damals war uns aber nicht zum lachen zumute. Alles war neu und vieles überfordernd. Vor allem die Essensituation. Den Tipp den wir leider nicht befolgt haben, der aber Gold wert ist, ist vorzukochen und/oder sich zumindest einen Essensplan zu machen für die erste Zeit. Ernährung ist für stillende Mamas sehr wichtig, denn ja das Baby wird über die Muttermilch ernährt aber der kleine Zwuck saugt euch und eure Reserven sprichwörtlich leer. Nach der Schwangerschaft und Geburt sind die Eisenspeicher der Mamas leer, also lohnt es sich den Eisenwert im Auge zu behalten. Ich habe wie beschrieben täglich einen großen Smoothie mit Roter Rübe, Banane, Wasser und einem Schuss Zitrone zu mir genommen. Ich nehme nach wie vor täglich ein Schlückchen Eisensupplement, denn mein Eisenwert war ein paar Wochen nach der Geburt so richtig im Keller zum ersten Mal in meinem Leben (kein Grund zur Sorge, sondern völlig normal). Vegane, stillende Mütter sollten ihre tägliche B12-Dosis erhöhen (ich nehme nun während der Stillzeit täglich 1 davon), da das Baby auch über euch damit versorgt wird. Wenn ihr signifikant weniger stillt, solltet ihr eurem Baby direkt ein B12 Supplement verabreichen.Ich hoffe mein Beitrag ist für alle werdenden Mütter da draußen ermutigend und nicht entmutigend. Die Stillzeit ist unglaublich. Sie ist einmalig und einzigartig. Es ist eine Verbindung mit seinem Kind und eine Leistung des Körpers die mich sprachlos macht. Einen kleinen Menschen nicht nur in sich wachsen zu lassen, sondern dann auch noch mit seinem eigenen Körper ernähren zu können. Aber die Stillzeit ist hammerhart zu Beginn. Das war sie für mich zumindest. Ich wünschte ich hätte mehr darüber erfahren, dass es schmerzen kann. Ich hätte gerne die Chance gehabt jemandem wirklich mal genau dabei zuzusehen wie ein Baby gestillt wird. Ich hätte gerne gewusst, wo ich Unterstützung bekomme, wenn ich welche brauchen sollte.Meine Absicht mit diesem Beitrag ist euch an meiner Erfahrung mit dem Stillen teilhaben zu lassen. Er schildert meine Sicht der Dinge und meine Einstellung zum Thema. Meine Absicht ist es nicht auf alle die ihren Babys das Fläschchen geben, mit dem Finger zu zeigen. Mein Problem mit Flaschenmilch ist zudem eher ein anderes, aber das wissen alle die hier mitlesen wahrscheinlich ohnehin. Wobei ich jenen Artikel nicht unerwähnt lassen möchte. Jede Mutter und jeder Vater versucht nur das Beste zu geben und das ist das Einzige was zählt.*) Die wunderschönen Stillfotos sind im Rahmen eines Stillshootings mit der lieben Lela von Ladybugpictures entstanden.Translation:Here’s a few words on breastfeeding. My breastfeeding journey to be exact. What a ride.

2 Kommentare zu „Vegane Stillzeit – Meine Tipps für den Stillbeginn“

  1. Gut, dass du so ehrlich und informativ darüber schreibst! Ich fand den Stillstart auch nicht einfach. Hatte zwar weniger ein Problem mit den wunden Brustwarzen, aber auf die teilweise kompletten Tage, die ich stillend im Bett verbringen würde, war ich nicht vorbereitet. Mein Kind ist auch im Winter geboren; da kann frau nicht mal eben ohne Weiteres irgendwo auf der Straße stillen… Ich wollte aber ebenfalls unbedingt weitersollen und habe teilweise die Monate gezählt, wann die empfohlene Mindeststilldauer rum ist. Irgendwann hat es dann aber richtig gut geklappt- und jetzt denke ich gar nicht mehr daran, schon abzustillen. Mein Sohn ist 8 Monate alt und nimmt derzeit noch kaum Beikost an. Daher bleibe ich auf jeden Fall noch dabei- am Liebsten noch in die erste Kitazeit rein. Hatte mich zwar schon in der Schwangerschaft vorbereitet, konnte es mir aber trotzdem nicht vorstellen, was Dauerstillen oder die Abhängigkeit des Babys von einem selbst wirklich bedeutet… Bin jetzt aber echt froh, dass ich gute Beratung bekommen habe und es geklappt hat! Liebe Grüße, Jasmin

  2. Wow, was für ein großartiger Beitrag! Deine ehrliche Schilderung war wirklich toll zu lesen. Ich finde Stillen so wichtig für das Baby – es gibt nichts schöneres. Obwohl ich mir die negativen Aspekte diesbezüglich gut vorstellen kann, danke. Ich freue mich darauf, selbst in paar Jahren Erfahrungen damit zu machen.

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