Statt Zoo: Mit Kindern im Naturhistorischen Museum

Wenn man einen Dinosaurier sehen möchte, geht man wie selbstverständlich ins Museum. Könnte man das dann nicht auch tun, wenn es um Elefanten, Wale oder Giraffen geht obwohl diese Tiere noch leben?

Warum das Naturhistorische Museum eine wunderbare und sogar bessere Alternative zum Zoo ist, darum geht es in diesem Beitrag!

Letzten Winter war ich mit meinem Sohn zum ersten Mal im Naturhistorischen Museum in Wien. So nahe und ehrfürchtig wie man dort unter dem Elefanten steht, habe ich noch in keinem Zoo erlebt.

Ich habe mir rückblickend über unseren Besuch im Museum ein paar Gedanken gemacht und möchte euch schildern wieso ich ihn als ideale Alternative zum Zoobesuch sehe.

Warum wir nicht in den Zoo gehen

Gründe dafür, warum wir nicht in den Zoo gehen und weshalb ich alle Versuche diese Tiergefängnisse zu legitimieren für Unsinn halte, habe ich vor einiger Zeit in meinem Beitrag über Zoos erklärt.

Welche Möglichkeiten bleiben einem dann aber, wenn man den Zoo nicht unterstützen möchte, gleichzeitig seinem Kind die Nähe zu exotischen Tieren ermöglichen und ihnen etwas über das Aussehen, die Größe und ihre Merkmale lehren möchte?

Und gibt es das auch ohne lange Flugreisen? Ich sage ja!

Lasst uns zuerst über den Elefanten im Raum sprechen

Vor einem ausgestopften Elefanten zu stehen mit dem Wissen, dass er mal gelebt hat, stimmte mich zunächst selbstverständlich traurig. Zu viele Bilder und Filme habe ich über Trophäenjäger gesehen und das massive Elefantensterben, das in großen Schritten voranschreitet. Vor einem lebenden, eingesperrten Elefanten im Zoo zu stehen stimmte mich allerdings irgendwann noch trauriger, sollten sie eigentlich frei sein und inmitten ihrer Herde kilometerlange Strecken zurücklegen.

Wenn man also einen Elefanten sehen möchte, einem die Tierdoku und das Buch zu wenig und die lange Flugreise zu weit und teuer ist, dem empfehle ich einfach ins Museum, statt in den Zoo zu gehen. Ich finde auf diese Art mehr über das Tier zu erfahren nicht nur tierfreundlicher, sondern auch nachhaltiger und lehrreicher. Hier erkläre ich euch warum:

5 Gründe warum Kinder von einem Besuch im NHM mehr haben als im Zoo

1. So nah kommt man im Zoo nicht ran.

Bei mir meldete sich tatsächlich mein Fluchtinstinkt, so nah standen wir vor dem Eisbären. Ich konnte beim Seelöwen die Barthaare zählen. So nah und lange kann man vor dem Tier stehen und es ganz genau ansehen. Die Tiere sind immer da, man muss sich nicht drängeln, um einen Blick auf sie zu erhaschen. Sie sind 20 Minuten später noch immer an derselben Stelle. Um ehrlich zu sein war es mir fast ein wenig unheimlich so nah vor einem riesigen Bison zu stehen oder unter dem Hals der Giraffe, vor allem dann, wenn wir plötzlich alleine im Raum waren. Ein Argument, das oft für den Zoo gebracht wird, ist das Verlangen die Ehrfurcht vor den Tieren zu spüren. Das kann ich für das NHM bestätigen, für den Zoo jedoch nicht. Die Tiere versperrt und ausgestellt zu sehen in oftmals viel zu kleinen Gehegen, finde ich einfach nur erniedrigend. Der Mensch unterdrückt sie und hält sie zur Unterhaltung der Gäste eingesperrt. Da kann von Ehrfurcht wirklich keine Rede sein.

2. Kinder dürfen Kinder sein ohne die Tiere dadurch zu bedrängen.

Kinder sind die Hauptgäste im NHM, sie sind die Hauptgäste im Zoo. Kinder wollen laut sprechen, laufen, berühren, springen und ihrem Kind sein einfach freien Lauf lassen. Das wird ihnen auch an beiden Orten gewährt. Hier liegt aber der Fehler. Während der natürliche, kindliche Entdecker- und Bewegungsdrang im NHM niemanden beeinträchtigt, bedeutet dieses Verhalten für die Tiere im Zoo puren Stress. Ein Klopfen auf die Museumsscheibe hinterlässt maximal einen feuchten Handabdruck und zieht möglicherweise einen Hinweis der Museumsmitarbeiter*innen nach sich. Im Zoo hätte ich trotz zahlreicher Hinweistafeln, noch nie einschreitende Zoomitarbeiter*innen oder kaum Eltern bemerkt. Dabei handelt sich um oftmals scheue Fluchttiere mit sensibelstem Gehör und da wird geklopft und gekreischt bis der Tiger die nächste Runde dreht. Verständlich, da die Kinder ihrer Aufregung Ausdruck verleihen, aber der blanke Horror für die Tiere.

3. Nachhaltigkeit & Abenteuer statt Verlockung durch ständig nachbeschafften Nachwuchs.

Während der Zoo auf ständiges Nachbeschaffen von Nachwuchs setzt, um die BesucherInnen anzulocken (wer sich dabei fragt was mit den erwachsen gewordenen Tieren passiert bitte hier entlang), verfolgt das Naturhistorische Museum andere Wege, um für die BesucherInnen interessant zu bleiben. In Wien können Kinder z.B. eine Nacht im Museum verbringen und dabei mit Taschenlampe im Dinosauriersaal schlafen, im neuen topmodernen Fulldome-Planetarium staunen oder bei ständig wechselnden Ausstellungen mit besonderem Kinderschwerpunkt aktiv werden.

Viele der Exponate die ich im Wiener NHM gesehen habe sind extrem alt. Unter extrem alt versteht man eine Sammlung, die bis ins Jahr 1750 zurückgeht. Die Tiere kamen unter unterschiedlichsten Umständen in das Museum, manche sind tatsächlich Teil von aufgelösten Jagdsammlungen. Was man sich dabei aber vor Augen halten muss ist, dass hier ein verstorbenes Tier pro Tierart vs. vielen bei vollem Bewusstsein dahin fristenden Tieren im Zoo gegenüberstehen. Die ausgestellten Tiere im Naturhistorischen Museum werden regelmäßig restauriert und repariert. Die ausgestellten Tiere im Zoo werden regelmäßig eingeschläfert, verfüttert oder in andere Zoos gebracht. Nachhaltigkeit sieht für mich anders aus.

4. Aktives Entdecken statt passiver Bespaßung.

Das war eines der Dinge, die mir bei meinem letzten Besuch im NHM sofort aufgefallen sind. Die Stimmung, die in der Luft lag, roch so vielmehr nach Neugierde und Wissensdurst im Vergleich zu dem, was ich im Zoo erlebt habe. Ich sah Kinder und Erwachsene staunend vor den Tieren stehen. Die Eltern erklärten, die Kinder fragten. Ich hatte den Eindruck, dass keiner auf die Idee kam den Dinosaurier oder den Elefanten angreifen zu wollen, denn so nah am großen Tier in diesem unglaublich hohen Raum, da spürte man erst wie klein man ist. Eltern gehen mit ihren Kindern in den Zoo, weil es praktisch ist, die Kinder herumlaufen können, ohne großartig was kaputtzumachen und sie gut unterhalten werden durch den Anblick exotischer Tiere. Zoobesucher erwarten sich Entertainment. Sie erwarten sich die Tiere zu sehen, schließlich hat man dafür auch einen satten Preis bezahlt. Es gibt viel Gedränge und Gekreische, denn das Tier könnte ja wieder - wenn es überhaupt eine Möglichkeit gibt - im nächsten Moment verschwinden und sich nicht mehr zeigen. Eltern gehen selbstverständlich auch ins Museum, um unterhalten zu werden und ihren Kindern ein spannendes Nachmittagsprogramm zu bieten. Ich glaube allerdings, dass die Kinder von dort vielmehr mitnehmen als einen Bauch voll mit Langos und einen Plüschtier-Lemur aus dem Souvenirshop.

5. Preiswerter für Familien.

Für den Besuch einer vierköpfigen Familie im Wiener Zoo muss man mit EUR 22 pro Erwachsenem und Kindern ab 6 Jahren um EUR 11 so richtig in die Tasche greifen. Im Vergleich kostet eine Jahreskarte für das NHM in Wien EUR 33 und Kinder haben bis 19 Jahre sogar freien Eintritt. Wenn das nicht mal das Abschlussargument ist!

Abschließend lässt sich sagen, dass wenn man also einen Elefanten sehen möchte, einem die Tierdoku und das Buch zu wenig und die lange Flugreise zu weit und teuer ist, dem empfehle ich einfach ins Museum, statt in den Zoo zu gehen.

Ich finde auf diese Art mehr über das Tier zu erfahren nicht nur tierfreundlicher, sondern definitiv auch nachhaltiger und lehrreicher.

 

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