Tierfreundliche Kinderbücher (II)

Nachdem der erste Teil meiner Vorstellung tierfreundlicher Kinderbücher so gut ankam, geht es nun weiter mit einem weiteren Schwung Bücher.

Tierfreundliche Kinderbücher für die Kleinsten abseits vom märchenhaften Zoo- und Bauernhofidyll, allerdings ohne dabei zu verschrecken oder zu verstören.

Dabei sind die Bücher wie auch beim ersten Beitrag nicht nur für Kinder spannend, sondern auch für Erwachsene. Es bieten sich viele Möglichkeiten zu besprechen wie Tiere und Menschen heutzutage zusammenleben, was einem daran gefällt und was nicht. Dabei muss man nicht schon vegan leben, um sich zu trauen gewissen Dinge zu hinterfragen oder zu versuchen die Welt wieder ein bisschen mehr durch die Augen seines Kindes zu sehen.

 

Ellington

Der Enterich Ellington wird zufällig von der tierlieben Frau Treuherz aus einem Käfig beim Geflügelhändler gerettet. Sie sieht ihn und kann einfach nicht daran vorbeigehen, um ihn seinem Schicksal zu überlassen. Also kauft sie ihn und nimmt ihn mit nach Hause.

Schnell bemerkt sie, dass eine Ente als Haustier in der Stadtwohnung nicht glücklich ist. Auch die kurzen Ausflüge an den Teich im nahegelegenen Park sind für Ellington nicht mehr länger ausreichend. Er zeigt seine Traurigkeit immer deutlicher.

Frau Treuherz schenkt dem Enterich schließlich schweren Herzens das was er für sein Lebensglück braucht – seine Freiheit.

Dieses Buch ist der aktuelle Liebling unseres Sohnes. Es sind so viele Aspekte darin enthalten die viele Möglichkeiten zum Gespräch über das Verhältnis von Mensch und Tier bieten. Käfighaltung, Tiere aus Notsituationen retten, „artgerechte“ Tierhaltung, Empathie und die Erkenntnis, dass artgerecht dann doch einzig und allein die Freiheit ist.

Altersempfehlung: ab 4 Jahren

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Carli und der Lebenshof

In Carli und der Lebenshof fährt ein kleiner Bub mit seinen Eltern zu einem Tiergnadenhof und trifft bei seinem Besuch auf viele verschiedene Tiere. Zu jedem dieser Tiere erfährt Carli welchen unschönen Lebensumständen sie ausgesetzt waren, vom Zirkus über Massentierhaltung bis hin zur Pelzfarm. Umso mehr freut er sich, dass diese Tiere nun am Lebenshof glücklich und in Frieden ihren Leben verbringen dürfen. Gleichzeitig lernt er was es für tolle Alternativen gibt, sodass die Tiere für die Menschen eigentlich nicht leiden müssten.

Dieses Buch bietet eine kindgerechte Möglichkeit schon den Allerkleinsten zu erklären, wofür sich die Menschen überall am Tier bedienen. Sei es zur Unterhaltung, zum Essen, für Kleidung, für Tierversuche & Co. Die bedrückenden Themen werden jedoch immer in etwas Konstruktives und Positives übergeleitet, nämlich 1. was man stattdessen essen, tragen und tun kann und 2. gibt es die vorgestellten Tiere tatsächlich auf verschiedenen Lebenshöfen in Deutschland. Vielleicht lässt sich dann auch der ein oder andere tierische Held besuchen!

Altersempfehlung: ab 3 Jahren

 

Tiere haben Rechte

Dieses Buch darf meiner Meinung nach wirklich in keinem Kinderbuchregal fehlen. Tiere haben Rechte besticht nicht nur mit wunderschönen Illustrationen von Ola Woldańska-Płocińska (die es übrigens liebt Ferkel zu zeichnen – Schweinefans unite!), sondern ist der Inhalt auch wirklich toll aufbereitet.

Der Bogen spannt sich von der Zeit als der Mensch noch jagen musste, um zu überleben bis hin zur heutigen Massentierhaltung, der Frage welche Rechte Tiere tatsächlich haben, ob Tiere etwas fühlen, wie es Hunden bei Feuerwerk geht bis hin zur Verschmutzung der Meere und was man dagegen tun kann.

Obwohl das Buch eine Altersempfehlung ab 8 Jahren hat, findet es mein 3,5 Jähriger schon extrem interessant und es wird von ihm wirklich oft aus dem Bücherregal geholt. Wir bleiben dann immer an unterschiedlichen Stellen hängen und sprechen über die Bilder und Tatsachen. Wir besprechen, was wir daran nicht gut finden und warum wir eben so leben wie wir leben. Große Empfehlung!

Altersempfehlung: ab 8 Jahren

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Ein Riese warf einen Stein

Dieses Kinderbuch, das sich um das Gedicht Ein Riese warf einen Stein von Josef Guggenmoos dreht, handelt von ein paar Kindern die im Wald spielen und dabei ahnungslos einen Stein ins Gebüch werfen. Dieser Stein landet ausgerechnet auf einem Ameisenhügel und richtet großen Schaden an. Die Geschichte nimmt uns mit in die spannende Ameisenwelt und das Chaos, das dadurch angerichtet wurde. Verletzte Ameisen, Gewusel in den Gängen und die Reparaturarbeiten der Ameisen zu beobachten, bietet den Kindern einen Zugang zu einer versteckten Welt und einem achtsameren Umgang in der Natur mit unseren kleinsten Erdbewohnern.

Die Kombination aus Bild und Wort finde ich in diesem Buch ganz besonders schön. Während das Gedicht die Szenen poetisch aber reduziert umschreibt, bieten die Bilder ganz viele Details in jeder Ecke zu entdecken. Fasziniert sind Kinder von Ameisen berechtigterweise schnell, bis sie von uns Erwachsenen lernen, dass die Tiere für uns Ungeziefer sind. Kinderbücher die die Empathie gegenüber Ameisen bestärken gibt es kaum, gerade deshalb finde ich das Buch so wunderbar!

Altersempfehlung: Ab 4 Jahren

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Schweine in Kisten

Eine Piratengeschichte der anderen Art ist Schweine in Kisten. Ein kleiner Pirat such Rat beim größten und stärksten Piraten Wulli. Wulli isst keine Tiere und erklät, dass diese oftmals für lange Zeit in Kisten versperrt über die Meere zum Schlachthof geschifft werden, damit sie irgendwann auf den Piratentellern landen. So macht sich der kleine Pirat auf den Weg zu seiner eigenen, großen Heldentat und befreit eine Schiffsladung voller Schweine in Kisten vom nächsten großen Piratenschiff. Der kleine Pirat will von nun an keine Schweine mehr essen, sondern lieber mit ihnen das Inselleben in Frieden genießen.

Eine Kindergeschichte mit vegetarischen bzw. veganen Helden finde ich immer toll, weil sie noch sehr selten sind. Wie in vielen anderen Lebensbereichen ist die Sichtbarkeit von Diversität gerade für Kinder enorm wichtig, sodass sie sich auch positiv mit von der Norm abweichenden Lebenssentscheidungen, Aussehen, Rollen, etc. identifizieren und annehmen können. Warum also nicht auch mit einem tierlieben, pflanzenfressenden Pirat als neuen Popeye?

Altersempfehlung: Ab 6 Jahren

 

Alle Bücher wurden mir vom jeweiligen Verlag unverbindlich als Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt.

1 Kommentar zu „Tierfreundliche Kinderbücher (II)“

  1. Finde ich so wichtig. Ich bin Erzieherin und wir haben nur diese Heile Welt Baunernhofbücher. Furchtbar. Wenn ich dann aber anrege, dass man auch mal was anderes kaufen könnte, wird mir von manchen Indoktrination vorgeworfen und ich sehe mich mit einem Haufen irrationaler Wu(rs)tbürger konfrontiert. Dabei sind die heile Welt Bücher eigentlich Indoktrination – weil sie einfach nicht wahr sind. Ich bin eigentlich Erzieherin geworden, um Kinder zu empathischen Menschen zu erziehen, sowohl auf Menschen als auch auf Tiere bezogen. Ich finde es traurig, dass das immer noch so verpönt ist. Aber immerhin sind wir jetzt vegetarische KiTa, bei uns wird kein totes Tier mehr serviert. Aber auch bei der Entscheidung gab es erst mal Rumkrakele von den Eltern – von einer lauten Minderheit, interessanterweise. Mittlerweile wurde es gut akzeptiert, Kind kann ja schließlich daheim noch genug Wurst verputzen.

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